Montag, 10. Februar 2020



Levko Revutsky
(1889-1977)
Der Klassiker der ukrainischen Musik des zwanzigsten Jahrhunderts - Levko Revutsky (1889-1977) -
stammte aus einer alten ukrainischen Adelsfamilie, deren Gründer zu Beginn des 17. Jahrhunderts
der ukrainische Kosak Peter Revukha war. Nach der Zerstörung von Zaporizhian Sich im späten 18.
Jahrhundert dienten fünf Generationen der Familie Revutsky als Priester (im Dorf Irzhavtsi) im
Gebiet Tschernihiw (im Norden der Ukraine). So war Levko Revutsky nicht von einem militanten
Kosakengeist beseelt, sondern lebte im Geist der Oberschicht, war ein sanfter Mann, ein sensibler
Musiker, ein gefühlvoller und verletzlicher Lyriker.
Die besten Werke Revutskys, insbesondere für Klavier, entstanden
in den Jahren 1909 bis Anfang der 1930er Jahre, als der junge
Musiker mit weit geöffneten Augen die Welt in einem Wechsel
phantastischer Formen, luxuriöser Farben und Gerüche wahrnahm.
Diese Visionen verkörperten sich in der verfeinerten Textur seiner
Klavierstücke, stellten jedoch keine Gemälde dar, wurden auch nicht
mit Programmnamen versehen, sondern spiegelten nur seine eigene
Erfahrung ihrer Schönheit wieder. Der Komponist enthüllte bereits
in den ersten Werken die lyrische Natur seines Talentes und brachte
sie in seiner Musik sehr persönlich und direkt zum Ausdruck.
Revutsky übernahm keine ukrainischen Volksmelodien in seinen
Klavierwerken, sondern liess sich von seiner brillanten Intuition
leiten. Der ukrainische Charakter von Revutskys Musik wird durch
die Intonation seiner eigenen Themen, die Art und Weise ihrer
Entwicklung, die Zusammensetzung der Textur und das Genre der
Werke deutlich. Der Komponist war aber auch ein Mann der neuen
Zeit - des Beginns des XX Jahrhunderts, er erweiterte und ergänzte
die Idee des ukrainischen Charakters in der Musik, indem er bis da
noch unbekannte psychologische Raffinesse und emotionale Komplexität präsentierte. Die
Besonderheit von Revutskys musikalischer Sprache zeichnet sich durch die Kombination von
Melodien, die in volkstümlichen Diatonika verwurzelt sind, mit einer individuellen, chromatischen
Harmonie aus. Harmonie dient hier nicht als Begleitung oder als ein zweiter Plan, sondern schafft
mit der Melodie das Ganze.
Der Komponist schrieb in diesen Jahren eine Klaviersonate und -präludien, eine Reihe von Vokalund
Chorwerken, zwei Sinfonien und ein Konzert für Klavier und Orchester. Die Machtpolitik in der
totalitären Sowjetunion duldete jedoch nicht die Freiheit der Kreativität. Musiker mussten
barrierefreie, einfache Musik schreiben und kommunistische Ideen fördern, für einen individuellen
Stil und Kreativität wurden sie kritisiert. Revutsky, als ein empfindsamer Mensch, der sich nicht
wehren konnte, fing an, immer weniger zu schreiben. Eine schreckliche Erfahrung für ihn war der
Tod seines Bruders Dmytro, der 1941 in Kyiv brutal von einem "Liquidator" des NKWD ermordet
wurde. Eine nicht weniger schmerzhafte Erfahrung war für Ihn die offizielle Verfolgung seines
Kollegen, den Komponisten Lyatoshynsky im Jahr 1948 für die Diskrepanz seiner komponierten
Dritten Symphonie zu den „sozialistischen Regeln". Revutsky schrieb auch eine Dritte Symphonie,
aber tief verängstigt vom Gehörten, vernichtete er das Manuskript. Der Stalinismus wurde zum
Schicksal des Komponisten, indem man versuchte, ihn mit zahlreichen offiziellen Preisen und
Ehrungen zu bestechen, dafür aber Gehorsam und die Unterstützung des offiziellen
Kurses verlangte. Er hat sich einfach verschlossen und von den neunzehnfünfziger Jahren bis zum
Tod nichts mehr geschrieben. Die brutale Realität des sowjetischen Lebens beendete die
einzigartige lyrische Schaffenskraft des Musikers.
Das Schicksal des Komponisten Revutsky ist gewissermaßen einzigartig: er hat 88 Jahre gelebt aber
komponierte nur eine kurze Zeit. Diese Zeitspanne hat sich jedoch zu einer innovativen Etappe in
der Entwicklung der ukrainischen akademischen Musik entwickelt, und die damals geschriebenen
Werke sind leicht als Beispiele für einen einzigartigen Autorenstil zu erkennen.
PROGRAMM
Levko Revutsky
Intermezzo für Violine und Klavier
Ballade für Cello und Klavier
2 Präludien (Bearbeitung für Klaviertrio)
Klaviersonate
Wasyl Barwinsky
Sonata für Cello und Klavier
1. Allegro
2. Adagio molto
3. Allegro moderato

Olga Glibovych, diplomierte Geigerin und Pädagogin, studierte an der Folkwang
Hochschule Essen und an der Nationalen Musikakademie in Kyiw, Ukraine (Diplom mit
Auszeichnung). Spielte unter anderem als Solistin und mit Orchester Konzerte in der
Ukraine, Deutschland, Litauen, Polen. Arbeitete in den Lwiw Philharmonie und Kyiw
National Orgelsaal Orchestern. Gastierte als Mitglied verschiedener Orchester in
Deutschland, Polen, Spanien, den Niederlanden, Italien. Seit 2008 führt sie eine
Violinklasse in der Städtischen Musikschule Ratingen.
Emanuel Matz wurde in Frankfurt/Main geboren und erhielt seit seinem sechsten
Lebensjahr Cellountericht. Nach dem Abitur studierte er erst in Frankfurt bei Prof.
Gerhard Mantel und wechselte dann an die Folkwanghochschule Essen, wo er in der
Klasse von Prof. Christoph Richter 1999 seine künstlerische Reifeprüfung und 2001 sein
Konzertexamen ablegte. Während des Studiums spielte er in der Jungen Deutschen
Philharmonie, dem Gustav Mahler Orchester und den Essener Philharmonikern und
wurde 2002 stellv. Solocellist beim Philharmonischen Staatsorchester Halle. Seit 2004
ist er Vorspieler bei den Dortmunder Philharmonikern. Als Solist und Mitglied
verschiedener Kammermusikensembles trat er u.a. in der Alten Oper Frankfurt, dem
Konzerthaus Dortmund oder der Philharmonie Essen auf.
Yaromyr Bozhenko, diplomierter Pianist und Pädagoge, Absolvent der M.Lysenko
Staatlichen Musikakademie in Lwiw bei Prof. M. Kruschelnytska und der Folkwang
Hochschule Essen bei Prof. Boris Bloch (Diplom) und Prof. Michael Roll (Konzertexamen).
Preisträger des W. Krajnews Internationalen Preisausschreibens der Jungen Pianisten
(Charkiw, Ukraine 1992), des Internationalen Preisausschreibens S.Ludkevytsch, (Toronto,
Kanada 1995), des Internationalen Klavier Preisausschreibens “Arthur Rubinstein in
Memoriam” (Bydgoschch, Polen 1998), des Internationalen Preisausschreibens «Yokosuka
2001» (Yokosuka, Japan 2001).

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