Montag, 4. November 2019

Christian Altmaiers Worte zur Eröffnung noch einmal zum Nachlese

Sehr geehrte Herren, sehr geehrter Damen,
liebe anwesende Künstler und Künstlerinnen,

erinnern Sie sich noch an das Dahl vor 30 Jahren? Vorne am Pfaffendorfer Tor vor dem Dikasterialgebäude staute sich beim VW-Autohaus Paul Korn regelmäßig der Verkehr und quälte sich durch den historischen Ortskern von Ehrenbreitstein über die Hofstraße entlang der Kapuzinerkirche. Kurios auch die Ampelbeschilderung mit Fahrspurwechseln „Im Teichert“.

Und heute? Wir können über die Gassen, Straßen und Plätze flanieren, erleben den Ortskern der Residenzstadt ganz neu. Zwar fahren ab und zu Autos – nicht immer im angemessenen Tempo – hindurch, doch die Fußgänger und Fußgängerinnen haben Vorrang.

Dies gilt auch für dieses Wochenende!
Denn zum 12. Mal werden wieder viele Kunstinteressierte Ehrenbreitstein bevölkern. Erneut finden die Kunsttage Ehrenbreitstein statt und ich habe die besondere Ehre diese zu eröffnen, wofür ich mich herzlich bedanke.

Ehrenbreitstein ist und war dem Koblenzer Stadtrat schon immer lieb – und vor allen Dingen teuer. Denn in den letzten 30 Jahren wurden erhebliche Millionen Euro in vielfältigen Projekten verbaut, um aus der historischen Residenzstadt wieder das zu machen, was sie dereinst gewesen ist: Einen repräsentativen Teil der Region Koblenz.

Der Hochwasserschutz und die Umgehungsstraße der B42 haben große Problemlagen beseitigt, Investitionen in die Festung Ehrenbreitstein durch das Land Rheinland-Pfalz, aber auch Ufer- und Platzgestaltungen zur BUGA2011 durch die Stadt Koblenz haben den Stadtteil verwandelt. Auch einige Immobilienbesitzer und mutige Investoren haben sich motivieren lassen, dass Eigentum verpflichtet und sie nach den öffentlichen Investitionen auch privates Geld fließen ließen um Ehrenbreitstein aufzuhübschen. Und es hat sich gelohnt.

Ehrenbreitstein und die Kultur waren schon immer zwei Seiten der selben Medaille.
Clemens Brentano, Sophie von Laroche und eben auch Familie Beethoven sind verknüpft mit unserem Stadtteil.

Kunst und Kultur haben hier in Ehrenbreitstein ihr zuhause, dies belegen auch einmal mehr die Kunsttage.

Die vielen Galerien und Ateliers hier in Ehrenbreitstein prägen unterdessen das Bild im Ortskern. Die Aktivitäten der Künstler und Künstlerinnen sind in meinen Augen auch eine Klammer, das bürgerschaftliche Engagement in Ehrenbreitstein zu bündeln. Dem Kulturraum Ehrenbreitstein e.V. ist hier zu danken, dass nicht nur die Kunsttage Ehrenbreitstein beleben, sondern auch zur „Langen Nacht der Museen“ im Dahl etwas los ist. Und auch der Wochenmarkt oder die vielen kleinen und großen Feste führen die Menschen in Ehrenbreitstein zusammen und verändern das Bild über diesen Stadtteil in den Köpfen der Menschen.

Überhaupt: Ehrenbreitstein ist für mich ein Vorbild - auch für andere Stadtteile. So hatte ich immer auch das Dahl im Kopf, als ich in diesem Mai mit vielen Lützelern und Lützelerinnen erstmals die Veranstaltung „Kunst und Musik in Lützeler Treppenhäusern“ durchführte.

Kunst und Kultur können auch Gesellschaften verändern. Sie tragen dazu bei, dass sich in den Köpfen der Menschen etwas abspielt, das der Mensch zum nachdenken angeregt wird.


Daher freue ich mich mit Ihnen nun auf die Erlebnisse an teilweise kuriosen Orten. Ist es nicht herrlich, endlich einmal zu Dr. Kienle gehen zu können, ohne irgendwelche Schmerzen haben zu müssen? Dort erwartet sie die Kunst von einer Persönlichkeit, die sich sonst eher für andere Ausstellungen einsetzt und dessen künstlerische Seite eher unbekannt ist: Dr. Rainer Doetsch.

Und in seinem Rhein-Museum wird dieses Jahr auch ein starker Partner der Kunsttage Ehrenbreitstein sein, die KulturStiftung Koblenz. Die dieses Jahr ihr 20. Jahr des Bestehens feiern wird und die in den letzten beiden Dekaden erheblich dazu beigetragen hat, dass auch Veranstaltungen wie die Kulturtage möglich sind. Dafür ein herzliches Dankeschön an die Gründerin, die Vorgängerin unserer Frau Kulturdezernentin Dr. Margit Theis-Scholz, Frau Kulturdezernentin a.D. Dr. Ingrid Bátori und ihre Nachfolgerin Frau Prof. Dr. Ingeborg Henzler.

Ich sprach davon, wie Kunst und Kultur uns in den Köpfen zum Nachdenken, zum Erinnern anregt. Dies passierte mir sogleich beim Betrachten der Fotografien von Julien Rodewald. Sie alle erinnern sich sicherlich noch an die Ausstellung der Fotografien des Westerwälders August Sander in unserem wunderbaren Mittelrhein-Musuem in unserem schönen Kulturbau? Wenn Sie die Fotos von Rodewald sehen, werden sie sicherlich auch diesen Bezug zu den historischen Fotos Sanders aufnehmen. Denn Julien Rodewald fotografiert so analog, wie wir es zuletzt noch zu den Zeiten taten, als der eingangs erwähnte Paul Korn seine NSU Prinz oder VW Käfer auf dem Hof rangierte.

Mich freut es besonders, dass die Kunsttage es ermöglichen, neben den Galerien und Ateliers, auch andere besondere Orte zu öffnen und Akteure mit einzubeziehen, wo wir sonst nicht zwingend hingehen. Dazu zählen natürlich die Gewerbetreibenden im Dahl, denen herzlich zu danken ist, dass sie so engagiert die Künstler und Künstlerinnen unterstützen.

Die sonst eher unbekannten Schlaraffen öffnen die ehemalige Palottiner-Kapelle und zeigen in ihrer „Burg“ Werke ihrer Mitglieder und von Freunden aus der Ferne.

Auch ein schönes Stichwort. Die Kunsttage haben sich seit 2007 von einer Kunstausstellung lokaler Künstler zu einer Präsentation der Gegenwartskunst entwickelt, die internationale Kunst ans Rheinufer bringt.

So auch hier im DIEHLS HOTEL, wie es vorhin auch Herr Mehlhorn schon ausgeführt hat, blicken wir dieses Mal sogar bis nach China und treten über die drei Bildschirme in Kontakt mit der Kunst aus Fernost.

Auch der Familie Mehlhorn ist besonders zu danken, dass sie nicht nur diese Eröffnung beherbergt, sondern auch gastlich bewirtet. Vielen Dank dafür.

Besonderen Dank, stellvertretend für alle, die zu dem Gelingen dieser Kunsttage beigetragen haben, möchte ich an Anja Bogott richten. Sie wurde jüngst mit der Kulturehrennadel der Stadt Koblenz ausgezeichnet. Ein offizielles Dankeschön für den vielfältigen und vielschichtigen Einsatz für unsere Kulturmetropole am Mittelrhein.

Liebe Anja, recht herzlichen Dank für dein Engagement und bleib bitte mit deinen Mitstreitenden weiter so engagiert. Unsere Gesellschaft braucht das Ehrenamt und den Einsatz von Menschen wie euch, damit sie funktioniert! Wir im Koblenzer Stadtrat sehen diesen Einsatz und unterstützen dieses Engagement gerne.

Zum guten Schluss:
Wissen Sie was das Beste an den Kunsttagen Ehrenbreitstein ist?
Sie finden alljährlich zu einem Zeitpunkt statt, in dem unser Städtchen ein kleine Ruhepause zu haben scheint und kaum Veranstaltungen stattfinden. Also ein idealer Zeitpunkt für die Aufmerksamkeit die diese Kunsttage auch verdienen.
Aber!
Der Advent und Weihnachten stehen auch vor der Tür!
Gute Kunst kann man auch kaufen. Daher nun mein Tipp: Besuchen Sie die Ausstellungen auch mit dem Blick für das besondere Geschenk für Ihre Liebsten.
Guten Kunst in den eigenen vier Wänden kann den Alltag bereichern.
Und die Künstler und Künstlerinnen leben auch vom Verkauf ihrer Werke.

Jetzt will ich Sie aber nicht länger davon abhalten, die 18 Ausstellungsorte zu besuchen. Erleben Sie den Kerker des historischen Gesellenturms und mit ein wenig Glück lässt sie Herr Fries auch wieder heraus, besuchen Sie Arztpraxen und die Schauspielschule, das Notariat und die vielen Ateliers und Galerien, die unser Dahl zur Künstlerkolonie rechts des Rheins machen.

Die 12. Kunsttage Ehrenbreitstein sind eröffnet und ich danke Ihnen für Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen